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17282565231_07720b0ba2_kGestern wurde in Berlin der Felix Burda Award verliehen. Mit diesem Preis werden die erfolgreichsten, innovativsten und herausragendsten Projekte und Leistungen auf dem Gebiet der Darmkrebsvorsorge ausgezeichnet.

Das Darmkrebs uns alle etwas angeht, wurde mir, als ich mich im Vorfeld mit den aktuellen Statistiken beschäftigt habe, schnell klar.

  • 170 Menschen erkranken täglich in Deutschland an Darmkrebs
  • 71 Menschen sterben pro Tag an dieser Krebserkrankung
  • Auf 1000 Einwohner kommt 1 Neuerkrankung
  • Männer erkranken im Schnitt rund 5 Jahre früher als Frauen
  • bei Männern treten mehr Neuerkrankungen auf als bei Frauen
  • 10% erkranken vor dem Alter von 55 Jahren
  • 40% zwischen 55 und 70 Jahren
  • bei 65% liegt der Primärtumor im Dickdarm

(Quelle: Deutsches Krebsinformationszentrum, Krebs in Deutschland 2009/2010, Robert Koch Institut)

Bei diesen Zahlen wurde mir doch etwas schwindelig und ich frage mich, ob es überhaupt möglich ist, dieser so oft tödlich endenden Krankheit überhaupt zu entkommen. Macht es Sinn sich mit dem Thema Vorsorge zu beschäftigen, ist es überhaupt möglich, Darmkrebs zu verhindern oder sind wir in unserem „Schicksal“ gefangen? Ehrlich gesagt, muss ich bei diesen Themen doch immer noch etwas schlucken. Denn bei Vorsorgeuntersuchungen kommt es ja doch auch darauf an, den richtigen Moment zu erwischen.

Fakt ist aber, jeder kann etwas tun, um sein eigenes Risiko an Darmkrebs zu erkranken, zu verringern.

Zum einen mit einer bewussten Lebensweise. Gesunde Ernährung, Bewegung, Stressmanagement, usw.

Es gibt aber noch etwas. Und das sollte jeder von Euch wissen.

Mithilfe einer Stuhluntersuchung oder einer Koloskopie ist es möglich, den Darm regelmäßig auf Veränderungen hin zu untersuchen. Mit dem Papierstreifentest oder Stuhltest können auch kleinste Blutmengen, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, nachgewiesen werden.

Der zweite Schritt bei den Vorsorgeuntersuchungen ist eine Darmspiegelung, die auch als Koloskopie bezeichnet wird. Sie ist derzeit die zuverlässigste Methode zur Darmkrebsfrüherkennung. Wichtig ist aber, dass sie durchgeführt wird, bevor Beschwerden auftreten. So ist es möglich, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und den Tumor in einem frühen Stadium, wenn die Heilungschancen noch sehr hoch sind, zu finden.  Ein weiterer Vorteil: Krebsvorstufen, vor allem sogenannte Polypen oder Adenome, können entdeckt und gleich entfernt werden, bevor sie entarten. Das sich dies lohnt, habe ich gestern eindrucksvoll erfahren dürfen.

https://twitter.com/AStagge/status/592354629641445376

Ich mag solche Informationen. Diese Informationen geben mir das Gefühl, etwas tun zu können um mein eigenes Risiko an einer Krankheit zu erkranken, zu minimieren. Nicht einfach nur tatenlos daneben zu stehen, sondern aktiv zu sein. Etwas tun zu können.

Bei frühzeitiger Diagnose ist Darmkrebs zu 100 Prozent heilbar.

Ehrlich gesagt, stand bei mir während des gestrigen Abends schon nach relativ kurzer Zeit fest, dass ich das Thema Darmkrebs-Vorsorge demnächst mit meinem Arzt besprechen werde. Denn glaubt mir, nichts ist schlimmer, als wenn der Arzt Euch sagt: „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Sie Krebs haben.“ Und noch schlimmer ist, „Er ist bereits so weit fortgeschritten,  dass man nichts mehr machen kann.“ Das will niemand! Niemand!

Am liebsten würde ich Euch jetzt alle zur Vorsorge prügeln. Was kann ich tun, um Euch zu überzeugen, Euch checken zu lassen?

Der Felix Burda Award

Auch in vielen anderen Bereichen ist Prävention für mich das A und O. Es gibt unzählige Erkrankungen, die man gar nicht erst bekommen muss, wenn man die Dinge ein wenig anders angeht und im Falle von Darmkrebs eben auch Vorsorgeangebote in Anspuch nimmt.

Es gibt in Deutschland etliche betriebliche und private Initiativen sowie Forschungsprojekte, die sich alle der Fragestellung widmen, wie es möglich ist, den Präventionsgedanken in alle Bevölkerungsschichten bringen kann. Die sich mit wissenschaftlichen Fragestellungen in Forschung und Entwicklung beschäftigen und daran arbeiten, für die Diagnostik zu verbessern, Operationsmethoden schonender zu gestalten oder aber einen Impfstoff zu entwickeln, mit dem die Krankheit verhindert werden kann.

Auf der Verleihung des Felix Burda Awards wurden, wie bereits geschrieben genau solche Angebote prämiert. Dies in den Kategorien

  • Beste Präventionsidee
  • Medizin und Wissenschaft
  • Betriebliche Prävention
  • Engagement des Jahres

Betriebliche Prävention

Was können wir tun, um unsere Mitarbeiter gesund und fit zu halten? Wie können wir ihnen echte Mehrwerte bieten? Diese Fragen haben sich auch die in der Kategorie betriebliche Prävention nominierten Unternehmen gestellt. Das Ergebnis lässt sich wirklich sehen. Die Mitarbeiter bekommen in einem festgelegten Rhytmus Einladungen zur Darmkrebsvorsorge und auch die Kosten werden von den Unternehmen übernommen.

Gerade in der heutigen Zeit, in der wir uns sowohl beruflich, wie auch privat extrem organisieren müssen, fällt der ein oder andere Termin schnell mal unter den Tisch. „Eigentlich müsste ich demnächst mal wieder zum Arzt, aber ich schaff es zeitlich einfach nicht.“

Viele Menschen die ich kenne, haben fast ein schlechtes Gewissen, wenn sie tagsüber Arzttermine wahrnehmen müssen. Um so schöner, wenn ein Unternehmen genau dies Problematik aufgreift und seinen Mitarbeiter den Weg zum Arzt und der Untersuchung so einfach wie möglich macht. Durch diese Programme konnten in den letzten 10 Jahren schon etlichen Mitarbeitern geholfen werden.

Beste Präventionsidee

Wie schaffe ich es, so viele Menschen wie möglich, zu motivieren, an der Darmkrebsfrüherkennung teilzunehmen? Dies fragten sich auch Dr. Philine H. Metelmann und Prof. Dr. Markus M. Lerch aus der Universitätsmedizin Greifswald. Herausgekommen ist eine tolle Kampagne für Zahnarztpraxen. Sehr clever, denn fast jeder geht in regelmäßigen Abständen zum Zahnarzt und fast jeder beschäftigt sich dort mit den ausgelegten Informationsmaterialien.

Aber auch die 2. Nominierung hat mich ziemlich begeistert. Diese kam aus dem Klinikum rechts der Isar der TU München. Die Mediziner stellten bei den Darmspiegelungen fest, dass der Darm häufig nicht sauber genug war, um die Veränderungen gut genug beurteilen zu können. Auf der Suche nach dem Grund dafür, stellte sich heraus, dass sich viele Patienten nicht ausreichend informiert fühlten, nicht genau wussten, was sie wann zu tun haben, was sie essen dürfen, was nicht und welche Farbe der Stuhl hat, um als „sauber“ bezeichnet zu werden. Also wurde überlegt, was getan werden kann, um dem vorzubeugen und den Patienten die Informationen zu geben, die sie brauchen, um sich optimal auf die Untersuchung vorzubereiten. Das Ergebnis war ein SMS-Service, der sogar in mehreren Sprachen angeboten wurde. Mithilfe der Kurznachrichten wurde den Patienten bis zur Untersuchung begleitet.

Medizin und Wissenschaft

Wie schafft man es, Darmkrebs aus medizinischer Sicht so früh wie möglich zu erkennen oder gar zu verhindern? Braucht es bessere Tests? Könnte eine Impfung helfen? Sind vielleicht nur ganz bestimmte Personengruppen gefährdet?

Diesen Fragestellungen widmeten sich eine Reihe von Forscherteams und so wurden die drei innovativsten Projekte nominiert, ein innovativer blutbasierter Früherkennungstest für Dickdarmkrebs, ein Impfstoff zur Prävention und Therapie von erblichen Dickdarmkrebs und stuhl- und blutbasierte immunologische Tests.

Engagement des Jahres

Mein persönlicher Höhepunkt, war die Verleihung des Preise in der Kategorie „Engagement des Jahres“. Dieser wurde überraschenderweise zweimal verliehen.

Zum einen an PD Dr. Michael Reng und Georg Schneide für das Projekt „Das Bier danach“. Das Bier danachDurch die Vorbereitung auf die Darmspiegelung kommt es im Körper zu einer Elektrolytverschiebung. Nach erfolgreich abgeschlossener Untersuchung bekammen die „Patienten“ ein alkoholfreies Bier, um den Elektrolytmangel wieder auszugleichen. Diese Aktion wurde von den Patienten extrem gut angenommen und ist für mich wieder ein Beispiel dafür, dass, wenn man die Patienten erreichen möchte, man ihre Sprache  sprechen muss.

RoteHoseDer Überraschungsaward ging an Petra Thomas, die im August 2013, mit nur 31 Jahren die Diagnose Enddarmkrebs im vierten Stadium erhielt. Viele Menschen sind, wenn sie so eine Diagnose bekommen, erst einmal wie paralysiert und haben keine Idee, was sie tun können, um nicht in dieses Loch zu fallen, aus dem es so schwer ist, wieder heraus zu kommen. Petra dagegen gründete die Initiative Rote Hose e.V..

Was kann ich tunÜber Printkampagnen, Social Media und virale Marketingaktionen und mit viel persönlichem Engagement klärt die Rote Hose über Darmkrebs und die Bedeutung der Vorsorge auf.

Darmkrebs - das trifft nur ÄltereDafür wurde sie mit dem Felix Burda Award in der Kategorie „Engagement des Jahres“ ausgezeichnet. „Sie lässt sich durch ihren Darmkrebs nicht einschüchtern, sondern gibt ihrer Krankheit einen Sinn, indem sie versucht, andere davor zu bewahren“, so Laudatorin Miriam Pielhau, während ihrer Laudatio sichtlich gerührt und unter Tränen. Ich persönlich habe selten so eine gut durchdachte Kampagne gesehen und fühlte mich sofort persönlich angesprochen. Und das alles ohne erhobenen Zeigefinger von jemand anderem.

Auf meiner To Do – Liste steht jetzt: Darmkrebsvorsorge.

PS: Alle Preisträger des Felix Burda Award findet ihr überigens hier.