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cancer, Krebs, lymphom, Support, Survivor, weltkrebstag, world cancer day
Heute ist Welt Krebs Tag.
Ich hätte nie gedacht, dass mich das Thema einmal so bewegt. Ich anderseits so gelassen damit umgehen kann.
Der Grund für das Erstere: Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals an Krebs erkranken werde.
Der Grund für das Zweite: Ich hätte nie gedacht, dass Krebs heilbar sein kann. Wusste am Anfang nicht, wie es enden wird. Dass es möglich ist, aus dem Dunkeln zu treten. Zu sehen, dass es dort hinten ja doch noch Licht gibt. Dass ich nicht bis in alle Ewigkeit dazu verdammt bin, krank zu sein. Und ich am Ende wieder mein ganz normales Leben leben kann. So total normal. Beziehungsweise tausendmal besser als je zuvor. Das Krebs also nicht automatisch tot bedeutet.
Und wenn ich mir jetzt hier, in diesem Moment, überlege, dass der Schmerz verschwunden ist, dass alles gar nicht so weh getan hat, alles gar nicht so schlimm war, dass sich die Hoffnungslosigkeit aufgelöst hat, dass ich wieder lachen kann, mich wieder freuen kann, dass es sich lohnt zu hoffen, zu kämpfen – dann breitet sich auf einmal ein unendlich tiefer Frieden in mir aus.
Krebs lässt sich inzwischen gut behandeln. Wenn er früh genug erkannt wird, ist er sogar heilbar. Krebs kann sogar je nach Krebsart mit den richtigen Medikamenten jahrelang in Schacht gehalten werden. Sogar so, dass man sein Leben weitestgehend normal leben und gestalten kann.
Krebsfrei
Jetzt, 3 Jahre später geht es mir gut. Ich bin krebsfrei. Bin um ein paar Zertifikate reicher und freue mich jeden Tag darüber, dass alles gut ist. Wache jeden Morgen auf und denke: Alles ist gut!
Hoffen und Bangen und bloß nicht die Nerven verlieren
Ich habe nicht zu hoffen gewagt, dass dies eines Tages passieren wird. Habe gedacht, ich muss sonst etwas dafür tun, meine Seele verkaufen, Deals abschließen, mich mein Leben lang in eine Zwangsherrschaft stecken oder aber der Sklave von etwas anderem sein.
Man nennt dies Angst. Und Angst hat unterschiedliche Facetten. Ich glaube, ich habe die schlimmste Form erlebt.
Wo bist Du?
Ich glaube aber, dass man mir dies nicht wirklich angemerkt hat. Was ich aber gemerkt habe ist, dass sozialer Rückhalt enorm helfen kann, das es wichtig ist, Menschen zu haben, die Anteil nehmen. Dass es wichtig ist, eine Aufgabe zu haben die den Geist ablenkt und neue, schöne Dinge ins Leben bringt.
Normalität
Und vor allem, dass es wichtig ist, das eigene Leben so normal wie möglich weiterzuleben, ohne Einschränkungen. Der Krankheit gar nicht erst den Stellenwert zu geben, der alles andere daraus verdrängt. Dies war nicht immer leicht. Geholfen hat dabei, mit völlig fremden Leuten zusammenzusein, die davon gar nichts wussten. Dann musste ich nicht darüber sprechen und damit existierte der Krebs auch nicht. Und trotzdem war dort auch ein enormer Redebedarf. Aber eigentlich ging es eher darum, in den Arm genommen zu werden. Nicht groß darüber reden, einfach nur menschliche Nähe spüren und das Gefühl zu haben, nicht allein zu sein.
Allein im Irgendwas
Leider gab es auch Verluste zu beklagen. Gründe, warum sich Menschen aus meinem Leben zurückgezogen haben, gibt es wahrscheinlich viele. Angst, Unsicherheit, Konfrontation mit dem Tod im eigenen Freundeskreis – vielleicht auch meine Art, damit umzugehen. Das dies Angst macht und die Leute sich aus Unsicherheit zurückziehen kann ich erst jetzt verstehen und auch akzeptieren. Damals tat es ziemlich weh.
Aber leicht war es auch für mich nicht zu akzeptieren, dass ich auf einmal nicht mehr allein durch meine Willingness, eine Heilung herbeifühen konnte. Das es nicht reichte, sich einfach nur anzustrengen, einfach nur diszipliniert zu sein, um ein gewünschtes Ziel zu erreichen. Um wieder gesund zu werden.
Weißt Du, wie sich das anfühlt?
Auf einmal kämpfst Du gegen eine Krankheit, die bei anderen nur Angst und Schrecken auslöst und eigentlich nur mit dem Tod und dem Wort sterben assoziiert wird.
Du wirst von anderen kategorisiert und bist auf einmal nicht mehr die Freundin, die man einfach mal auf einen Kaffee trifft, sondern die Freundin, der man einen Krankenbesuch abstattet.
Du musst auf einmal nicht mehr nur mit dem täglichen Wahnsinn zurechtkommen, sondern mit etwas, was sich so unverschämt in Dein Leben drängt und damit droht, Dein ganzes Leben zu vereinnahmen.
Die Therapie ist so weit weg von Deinem täglichen Leben bzw. stellt Dein ganzes Leben auf den Kopf. Ab und an weißt Du nicht mehr, ob die Krankheit an sich oder aber die Therapie und der Umgang mit Dir, das größere Übel ist.
Du durchläufst nicht enden wollende Untersuchungen, hast Angst vor der Verkündung der Untersuchungsergebnisse, möchtest diese am liebsten gar nicht hören.
Der Therapieplan nimmt in der Regel wenig Rücksicht auf Deinen Alltag und selbst wenn Du es nicht willst, musst Du Dich krankschreiben lassen, nur um die Termine wahrnehmen zu können.
Du triffst medizinisches Fachpersonal, welches täglich Dir und Deiner Erkrankung in 100facher Ausführung gegenüber steht, kaum mehr eine Beziehung zu Dir aufbauen kann und Dich zu einem Case, zu einer Nummer, zu einem Rädchen im System werden lässt.
Das alles erträgt man nur, mit dem Wunsch, so schnell wie möglich wieder gesund zu werden.
Der Umgang mit was eigentlich?
Doch auch wenn dies der tägliche Wahnsinn eines an Krebs erkrankten Patienten ist, so würden Sie als Außenstehender es unter Umständen niemals erfahren. Vielleicht, weil es uns nicht bewusst ist, vieleicht weil wir Stärke und Zuversicht ausstrahlen. Vielleicht möchten wir aber auch einfach nicht als jemand betrachtet werden, der hilflos ist und bei all der tatsächlich gefühlten Hilflosigkeit, ab diesem Moment plötzlich wie ein kleines Kind behandelt, gar bevormundet wird. Vielleicht möchten wir Sie aber auch einfach nicht damit belasten.
Als eigentlich starke Persönlichkeit, die es gewohnt ist die Dinge anzugehen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, ist es auf einmal seltsam, andere um die banalsten Dinge zu bitten. Kim Helminski Keller, beschreibt dies in einem Blogpost ziemlich treffend und bringt die wesentlichen Dinge auf den Punkt.
Mich hat es nicht mehr losgelassen und ich habe hier Dinge von ihr aufgegriffen, ergänzt und niedergeschrieben.
Dinge, die Dein Freund, wenn er ehrlich wäre, sagen würden:
1. Ruf mich an!
Ja, ich weiß, dass Du mir geschrieben hast, melde Dich, wenn Du etwas brauchst. Aber bitte, warte nicht bis ich mich melde. Mir ist es unangenehm, Dich zu bitten, Zeit mit mir zu verbringen, einfach nur Zeit, aber Zeit, die Dich vielleicht davon abhält, Dein Leben zu leben, Deine Arbeit zu erledigen oder aber Zeit, die Du vielleicht mit Deiner Familie verbringen möchtest. Frag mich bitte, denn ich habe außerdem Angst davor, dass Du Nein sagst und keine Zeit für mich hast.
2. Ich möchte ich sein dürfen.
Ich bin immer noch ich selbst. Ich deale jetzt vielleicht mit einer beschissenen Diagnose, ich möchte mich eigentlich auch gar nicht damit auseinandersetzen, bin mit Dingen beschäftigt, von denen Du vielleicht gar keine Vorstellung hast, aber ich bin immer noch die selbe Person, die ich vorher war. Ich habe Gefühle, ich rege mich auf, ich erlebe die Dinge – vielleicht anders, aber bitte beziehe nicht automatisch alles auf die Krankheit.
3. Bitte sag mir nicht, dass ich demütig und dankbar sein soll!
Ich muss nicht demütig sein, nur um nur wieder gesund zu werden, dankbar sein, für jeden Heilungserfolg. Ich möchte nicht das Gefühl haben, vor lauter Dankbarkeit, nur weil es mir wieder besser geht, den Küchenboden wischen zu müssen. Sag mir NICHT, dass ich dankbar für die kleinen Dinge des Lebens sein soll. Verdammt, ich will immer noch die Hypovereinsbank übernehmen.
4. Frag mich, was ich mache!
Frag mich nicht – Wie fühlst Du Dich? oder Wie geht es Dir?
Frag mich: Was machst Du so? Dann kann ich Dir von den schönen Dingen erzählen. Vielleicht spornt es mich an, ein neues Projekt anzugehen, vielleicht eine neue Sprache zu lernen, eine Ausbildung zu machen – damit ich etwas zu erzählen habe. Es würde mir nicht helfen, Dir zu sagen, wie ich mich fühle. „Mir geht es beschissen.“ Aber ernsthaft, dass will ich nicht denken. Ich möchte mich ablenken. Etwas tun, was mich auf andere Gedanken bringt. Ich möchte mich nicht mit der Krankheit beschäftigen. Es sei denn, es trägt dazu bei, dass sie sich verabschiedet!
5. Versuche nicht den Lehrer zu spielen oder mich zu bevormunden.
Komm mir bitte nicht mit Erklärungen, warum ich die Krankheit bekommen habe. Mach mir keine Vorwürfe, weil ich in Deinen Augen ein ungesundes Leben geführt habe, zuviel gearbeitet habe, nicht gesund gelebt habe und damit selber schuld daran bin, diese Krankheit zu haben.Mir geht es schon bescchissen genug. Das letzte was ich jetzt brauche, ist jemand der mir ein schlechtes Gewissen macht. Brems mich nicht, wenn ich aktiv und voller Freude, neue Projekte angehe. Erkläre mir nicht, dass ich jetzt Ruhe brauche. Versuch nicht mein Leben umzukrempeln, sondern sei einfach nur da. Begleite mich. Freu Dich für mich. Lass uns leben.
6. Reiß mich aus meiner Lethargie
Auch wenn ich mich vielleicht dagegen wehre – zieh mich da raus. Unternehme etwas mit mir. Geh mit mir ins Kino, fahre mit mir in den Urlaub – Mach mit mir Party. Scheiß darauf, was andere Leute über uns denken könnten. Du bist mein Freund und ich könnte bald wieder gesund sein und Dir einen Eimer mit Eiswürfeln über den Kopf schütteln.
7. Verzeih mir
Es kann Zeiten geben, da halte ich die Situation vielleicht nicht aus, bin verletzend, vergreife mich im Ton, bin vielleicht ungeduldig. Verzeih mir einfach. Ich weiß, dass es mir leid tun wird, ich kann es Dir vielleicht aber gerade in dem Moment nicht sagen.
8. Höre einfach nur zu
Du weißt, ich bin stark und mutig und hoffentlich voll mit Optimismus. Es gibt aber Momente, da glaube ich, zu zerfallen, nicht mehr ich zu sein – sei dann einfach nur da, hör mir einfach nur zu – biete mir nicht sofort Lösungen an, ich wäre überfordert damit, sie zu durchdenken und würde ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich diese Lösungen nicht annehmen würde.
9. Mach Bilder von uns
Bilder sind schön, Bilder halten Momente fest und lassen so Erinnerungen entstehen. Ich möchte mich daran erinnern, dass Du da warst, möchte den Moment der Stärke, dem Moment in dem wir zusammen waren, immer wieder erleben. Ich möchte wissen, dass ich nicht allein bin. Denke nicht, so will ich Dich nicht in Erinnerung halten.
10. Ab und an möchte ich für mich sein
Mir ist nicht immer nach Gesellschaft. Ab und an brauche ich Momente ganz für mich allein. Momente, in denen ich in mich gehe und darüber nachdenke, was ich gerade erlebe, was ich durchmache und wohin mich die Reise führen wird. So habe ich die Möglichkeit, wieder zu mir und meiner Mitte zu finden und wieder in mir zu ruhen.
11. Meine Kinder brauchen Dich
Meine Kids brauchen Freunde. Nicht nur gleichaltrige Freunde, sondern Erwachsene, die sich um sie kümmern, die für sie da sind, wenn es mir mal nicht so gut geht, wenn ich vielleicht im Krankenhaus liege und nicht für sie da sein kann. Bitte kümmere Dich um sie. Es wäre schön, wenn sie bei Dir sein können, bei Dir und Deinen Kindern spielen können, wenn sie bei Dir ein ganz normales Familienleben erleben können. Denn mir fehlt ab und an die Kraft, Ihnen das zu sein, was ein Elternteil eigentlich sein soll. Meiner Frau/ meinem Mann geht es wahrscheinlich ähnlich. Vielleicht kannst Du Dich auch ein wenig um sie kümmern.
12. Ich möchte, dass Du Dein eigenes Risiko an Krebs zu erkranken reduzierst
Dir soll es erspart bleiben, das was ich gerade durchlebe, ebenfalls durchzumachen. Die Medizin mag vielleicht stetig neue innovative Therapien entwickeln, wodurch es möglich ist, Krebs zu heilen.
Aber die Krankheit nicht zu bekommen, ist immer noch besser, als sie mit der besten Methode, die es derzeit gibt, zu therapieren.
- Hör auf zu rauchen.
- Nimm ab.
- Achte auf ausreichenden Schlaf.
- Ernähre Dich gesund und
- bewege Dich.
- Geh zur Vorsorge.
- Lass Dich regelmäßig durchchecken.
- Nimm Veränderungen an Deinem Körper nicht einfach hin, sondern lass es vom Arzt kontrollieren.
Gib Deiner Gesundheit einen anderen Stellenwert. Lebe in Balance und sei achtsam mit und zu Dir.
13. Nimm nichts für selbstverständlich
Liebe das Leben und LEBE es. Genieße jeden Moment und lebe im Jetzt. In Deiner Situation ist dies etwas völlig anderes als in der meinen. Überlege nicht, was Du irgendwann einmal tun könntest, später – tu es einfach – jetzt. Freu Dich. Auch über die kleinen Dinge im Leben.
14. Schenk anderen ein Lächeln.
Es ist ein Reflex – sie müssen einfach zurück lächeln. Und schon lachst auch Du wieder.
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Danke für die Zeilen. Unsere Familie wurde vor 6 Monaten, wie meist, völlig unerwartet mit Krebs konfrontiert.
Wir erleben es ähnlich und Deine Gedanken bestätigen unsere Erfahrungen und unser Handeln.
Danke für die klaren warmen Worte.
Hallo! Das ist so unglaublich treffend. Danke dafür.
Der Krebs war echt furchtbar, aber schlimmer waren die Freundschaften, die sich veränderten.
Pingback: Kennst Du das, wenn es gerade am schönsten ist und die Zeit ist um? | Health Care meets Social Media...
Pingback: An den Krebs, | Health Care meets Social Media...
Hallo liebe Anja, ich hatte Deine Seite eigentlich „nur“ wegen #hhhilft aufgerufen; seit dem 15. September hat der Krebs auch bei uns Einzug gehalten; morgen geht Biggi in die Klinik, und vor diesem Kliniktermin gab es letzte Woche das erste Arztgespräch in dieser Hinsicht nach ja fast einem Monat der eigenen bangen Spekulationen zu dem Thema. Als wir die Lungenclinic verließen haben wir das erst Mal nach Wochen wieder Hoffnung geschöpft, also habe ich mich entschlossen auf meiner Homepage dazu zu schreiben. Herzlichen Dank also für Deinen Beitrag hier, er macht uns Mut. Mit herzlichen Grüßen aus HH-Berne, Biggi & Rainer
Es tut mir leid, dass Euch das gerade getroffen hat. Krebs ist ein Arschloch. Völlig unnötig. Ich habe vor kurzem erfahren, dass eine meiner besten Freundinnen vor 2 Mnaten eine Krebsdiagnose bekommen hat. Sie hat es mir die ganze Zeit nicht gesagt und ich war Tag und Nacht in der Kleiderkammer. Das zu erfahren, hat mich total erschüttert. Schau mal, hier ist ein Beitrag, den ich erst vor kurzem in Reaktion darauf geschrieben habe. Was das schreiben angeht, es befreit total. Man schreibt sich die Sachen von der Seele. Damit ist die Belastung weniger und man bekommt wieder einen freien Kopf. Ich wünsche Euch viel Kraft. Und alles erdenklich Gute! Ihr schafft das. https://anjastagge.wordpress.com/2015/10/04/an-den-krebs/
Hat dies auf Philippika rebloggt und kommentierte:
Den Krebs überleben, und damit der alten Erkenntnis noch einmal neu Geltung zu verschaffen:
It is not about to survive. It is about to live.
Das ist leichter gesagt als getan, und darf nicht zur Floskel werden. Auch das lernt man in diesem wichtigen Erfahrungsbericht.
Hallo liebe Anja, leider wurde bei meinem Freund ein Non Hidgkin Lymphom diagnostiziert. Die erste Zeit wurde nur beobachtet und vor ein, zwei Monaten kam er vom Arzt nach Hause und hat gesagt, es gäbe gute Nachrichten und er kann jetzt entweder operiert werden oder medikamentös etwas dagegen unternehmen. Leider blockt er seit diesem Tag total das Thema ab. Ich weiß weder welches Stadium seine Erkrankung hat, noch welche Folgen die Eingriffe für ihn hätten. Er verdrängt das Thema total und jedes Mal wenn ich mit ihm darüber reden möchte, wird er total angreifend, sauer und es endet im Streit. Dabei mache ich mir nur riesige Sorgen und weiß dass er Angst hat. Er wird das Thema nicht mehr ansprechen und auch nichts dagegen tun. Muss ich das einfach akzeptieren? Wie geht man mit soetwas um? Ich bin wahrscheinlich die einzigste die von der Erkrankung etwas weiß und fühle mich total verantwortlich für ihn. Hast du einen Rat, wie man mit soetwas umgehen kann? Ich bin total verzweifelt. Alles Gute für dich! Danke für den schönen Artikel.
Hallo Julia, ich habe nicht wirklich einen Rat für Dich. Die Diagnose Krebs erschüttert, glaube ich, jeden Menschen in seinen Grundfesten. Ich selber habe auch extrem verdrängt, wollte mich nicht damit auseinandersetzen. Es kann sein, dass es für ihn gerade die einzige Möglichkeit ist, nicht die Nerven zu verlieren.
Ich hatte Freunde, die mich damals „bemuttert“ haben. Mir gefühlt keinen Raum gelassen haben. Ich konnte dies kaum ertragen.
Sei einfach für ihn da. Signalisiere ihm, dass Du da bist, aber behandle ihn wie einen normalen Menschen.
Nichts ist für jemanden, der krank ist schlimmer, als aich noch für den „gesunden“ Partner da sein zu müssen. Ihm in der Krankheit Halt geben zu müssen. Vielleicht hat er gersde diesen Eindruck.
Es ist schön, dass Du Dich um ihn sorgst und Duch verantwortlich fühlst. Aber denke auch an Dich und gib Dir den Raum.
Liebe Grüße
Anja
Hallo Julia, ich erlebe gerade eine ganz ähnliche Situation und fühle mich einfach nur hilflos. Mein Freund hat Hautkrebs, er wurde operiert, die Aussichten waren durchweg positiv und nun sind die Lymphknoten wieder auffällig.Noch gehen wir nicht vom Schlimmsten aus,dennoch beherrscht dieser Gedanke daran, dass es wieder los geht, meinen Kopf.Wie gehst du inzwischen mit deinem Freund um?Hast du einen Weg für euch gefunden? Lg
Hallo,
Meine beste Freundin hat gerade erfahren das sie wahrscheinlich Krebs hat. Und ich möchte einfach nur für sie da sein, eine wirkliche Stütze, niemand der es ihr noch schwerer macht. Sie will kein Mitleid und das bekommt sie auch nicht von mir. Trotzdem habe ich Angst etwas falsch zu machen. Du hast mir mit deinem Text sehr geholfen, denn ich kann sonst mit niemandem darüber reden. Es weiß niemand. Heute zb wollte sie beim Arzt einfach nur allein sein als ihr die Diagnose genauer erklärt und bestätigt wurde. Ich konnte aber nicht gehen. Nicht in diesem Moment. Ich habe still mit ihr und später auf sie gewartet. Ich wollte für sie da sein. Und da habe ich deine Worte gelesen. Danke. Du hast mir Kraft gegeben und mir etwas von meiner Unsicherheit genommen die meine Freundin nicht braucht.
Man lebt seinen Alltag und dann wird einem mit der Diagnose „Krebs“ den Boden unter den Füßen weggerissen. Man muss damit leben lernen und Freunde und Familie auch.
Man darf sich niemals aufgeben, dass ist die Grundvoraussetzung für Erfolg. Für jeden der den Weg gehen muss dem wünsche ich viel kraft und Energie.
Hallo Anja,
Es ist gut zu hören, dass es Hoffnung gibt! Ich freue mich für Dich und bin dankbar, dass Du deine Erfahrungen teilst.
Ich habe bereits zwei Menschen an Leukämie oder vielmehr deren Behandlung verloren … meine erste Grosse Liebe vor 25 Jahren und meinen Neffen vor 5 Jahren. Nun ist wieder jemand an Leukämie erkrankt.
Ein Freund von mir liegt zwecks Behandlung in London im Krankenhaus (er ist Engländer). Ich bin hier in Deutschland und kann nichts von dem tun, was Du rätst. Als er im Januar aufgehört hat auf meine Messages zu reagieren, habe ich dennoch wöchentlich ein bis zwei Nachrichten geschickt. Nachdem die Meldung über eine Kollegin zu mir kam, dass man nun eine Knochenmarksspende in Betracht zieht, habe ich ihn direkt darauf angesprochen. Als keine Antwort kam, habe ich ihn direkt gefragt, ob ich das Antexten sein lassen soll. Keine Antwort.
Seit dem schreibe ich ihm (ich bekam kein ‚Ja‘, aber auch kein ‚Nein‘ … ich habe es als „Entscheide für dich selbst!“ gewertet). Täglich eine WhatsApp zwischen 8:30 und 9:00 (ausser Sonntag) und ein, zweimal die Woche spontan. Ich versuche jeden Tag einen positiven Gedanken zu finden (von Witz bis Kitsch). Ich versuche ihn an die schönen Dinge trotz Krankenhausalltag zu erinnern, die er mag, die mir Auftrieb geben oder in schwierigen Situation Auftrieb gegeben haben. Manchmal irgendwas Lustiges, um von dem Sch… abzulenken, der mit Sicherheit täglich auf ihn einprasselt und er durchstehen muss.
Dadurch das er die Lesebestätigung ausgestellt hat, weiss ich nicht, ob er es tatsächlich liest. Ich weiss nur, dass er jeden morgen WhatsApp öffnet. Und das zumindest zeigt mir, dass er lebt, dass es ihm gut genug geht, das Handy in die Hand zu nehmen. Ich fürchte mich davor, dass das eines Tages vielleicht nicht mehr passiert und ich von irgendwem erfahre, dass es ihn nicht mehr gibt.
Ich hoffe, er liest meine Messages. Ich hoffe, es gibt ihm genau das, was ich beabsichtige.
Ohne Feedback hege ich leider immense Zweifel: habe ich das richtige Wort oder Bild gesendet, ist das zu oberflächlich gewesen. Bin ich eigentlich nur die tägliche „Nerve“, die ihn zusärzlich mit irgendeinem unnötigen Mist belästige.
Diese Seite macht mir Mut, einfach ohne das Feedback weiter zu machen. Weil ich ohne das Feedback leider immer wieder vergesse, dass er derjenige ist, der das durchzustehen hat, dass er es ist, dem es körperlich und emotional schlecht geht. Und ich bin dankbar dafür von jemandem zu hören, der das durchgestanden hat.
Mit Sätzen wie „ich gebe nicht auf!“ mache ich mir selbst Mut und meine Hoffnung ist, dass er es auch nicht tut, auch wenn ich weiß, dass mein Nicht-Aufgeben um vieles, vieles leichter ist, als das Seine.
Ich vermisse ihn und seine Worte so sehr. Ich hoffe und wünsche mir, ihm etwas von dem zurückzugeben, das er mir gegeben hat.
Er hat mal für mich folgende Regeln aufgestellt:
Rule number 1: Look after your family first
Rule number 2: Look after yourself
Rule number 3: Sod the rest
Rule number 4: Eat chocolate when sad
Rule number 5: Eat chocolate cake when really sad
Rule number 6: Eat both when you feel really really sad
Rule number 7: No regrets
Life is easy, be happy with life.
Das war etwa anderthalb Monate, bevor er ins Krankenhaus (im Nov.).kam. Er hat da schon gewusst, dass mit seinem Blut nicht i.O. ist.
Ich bräuchte jetzt ein fettes Stück Schokoladentorte und eine Tafel von der Schokolade, die wir beide so gerne mögen.
Noch jemand Bedarf?
Liebe Grüße
Anna
Hallo,
ich habe lange nach sowas wie hier zu lesen erhofft.
Mein kleiner Sohn hat Krebs und kein Jahr später( 8 Monate) ich auch.Gab es vor nie in unseren Familiengenerationen…..
Bei uns beiden ist Heilung in Aussicht.
Danke,das ich hier ein paar Stunden vor meiner Op diesen Text finden durfte.Für viele Gefühle in mir, hast du die Worte gewählt,die mir ein wenig Beruhigung und Linderung geben.
Danke…..
Liebe Ohara,
es tut mir leid, dass es Euch beiden getroffen hat. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Energie, dass Du die Operation schnell hinter Dich bringst und Du Dich schnell erholst. Ich hoffe, dass auch Deinem kleinen Sonnenschein geholfen werden kann.
Ich bin kein Freund des Anprangerns. Krebs ist ein Arschloch. Und warum ausgerechnet ich. So etwas sollte man nicht denken oder durchdenken. Es bringt einen nicht weiter. Sag Dir, fuck you. Ich ignoriere Dich. Lass Dich gar nicht Teil meines Lebens werden. Sometimes Things went wrong. There is no explanation. Bleib stark. Du schaffst das. Fühl Dich umgeben mit Kraft. Nicht traurig sein. Auch wenn es sich traurig anfühlt. Und ich Deine Tränen verstehen kann. Es ist gemein. Ich hoffe, Du verstehst, was ich Dir damit sagen möchte. Niemand sollte an Krebs erkranken. Und schon gar nicht daran sterben. Versuch aus diesem Gedanken heraus, die Kraft zu ziehen. Du kriegst mich nicht. Arschloch. Versuch Deine Gedanken auf freudige Dinge zu richten. Ignorier den Krebs. Ich drück Dich. I’m with you.
Hat dies auf oemerblog rebloggt.