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cancer, Communication, eHealth, Krebs, lymphom, non-hodgkin, Telemedizin
Heute wurde das Europäische Verzeichnis der Health Apps, die von Patientengruppen und Konsumenten bewertet worden sind, veröffentlicht. Der Markt von Health Apps scheint zu boomen. Täglich kommen neue Applikationen auf den Markt.
Über Sinn und Unsinn läst sich immer diskutieren, der Sinn versteht sich meiner Meinung nach aber von selbst. Wir leben immer vernetzter, denken vernetzter und benötigen dabei ab und an Unterstützung. Zum einen um auf die Informationen, die wir benötigen überhaupt zugreifen zu können, zum anderen, um sie dann auch praktisch nutzen zu können. So ist es möglich, via App seinen Diabetes zu managen, via App kann man auf Informationen zu lebensrettenden Maßnahmen zugreifen. In Spanien wurde eine App auf den Markt gebracht, auf der alle Plätze mit besonderem Interesse, die für Rollstuhlfahrer frei zugänglich sind, hinterlegt sind. Diese App funktioniert übrigens auch offline. Es gibt die Möglichkeit, seine Fourquare Logins mit seinem Google Kalender zu synchronisieren. So kann man z.B. nachhalten, wo man überall gewesen ist. Um so mehr ich mich mit diesem Thema beschäftige, um so begeisterter bin ich. Schnell stellt sich die Frage, wie sind wir früher nur zurecht gekommen? Ich glaube, wenn es so etwas schon im Osten (bitte nicht angegriffen fühle, ich bin selber ein Kind des Ostens) gegeben hätte, wir hätten sehr schnell nicht mehr gewusst, was wir machen sollen. Bei all den Informationen, auf die wir Zugriff gehabt hätten bzw. mit deren Hilfe wir hätten gearbeitet. Die Arbeit wäre innerhalb kürzester Zeit erledigt gewesen und die Mauer wäre wahrscheinlich schon 20 Jahre früher gefallen.
Informationen bzw. Wissen ist Macht. Und jederzeit und so schnell wie möglich auf diese zugreifen zu können, ist einfach nur geil. Und mein Bestreben ist Effizienz auf Lebenszeit.
Der Wunsch: Zeit zu gewinnen, Zeit in der ich dann andere Dinge tun kann. Dinge, die einen ganz anderen Effekt haben. Vieleicht sogar das nächste Projekt. Vieleicht. Spüren Sie die Schnelligkeit, den Energiefluss, in dem ich lebe und in den ich so schnell wie möglich wieder eintauchen möchte, aber trotzdem jederzeit wieder raus, um zu erholen?
Ich empfinde es als extrem anstrengend, täglich in unterschiedlichen Arztpraxen zu sitzen und null Vernetzung zu erleben. Ich trage meine Befunde in Papierform mit mir herum, um sie dann gesammelt jedem einzelnem Facharzt inklusive meiner Heilpraktikerin vorlegen zu können, um jedem einzelnen ein so umfassenden Überblick über mein körperliches Befinden zu ermöglichen. Ich möchte es jedem einzelnen Arzt ermöglichen, auf vorangegangene Untersuchungen zugreifen zu können und nicht ein und die selbe Blutuntersuchung doppelt zu bekommen. Wer lässt sich schon gerne Blut abnehmen oder unnötig durchleuchten. Wenn ich schon stundenlang warte, dann hätte ich gerne einen Liegestuhl auf dem entweder ein kurzes Nickerchen machen kann oder aber Ruhe, um wenigstens via Smartphone Dinge lesen zu können oder aber Emails zu beantworten. Vieleicht aber auch einfach nur ein gutes Buch lesen. Und ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die das so sieht.
Ich bin jemand, der sich seine Befunde ziemlich genau anschaut. Bei jedem weiteren Arzt bekomme ich ebenfalls eine Rückmeldung dazu. Bedenkt man, wie viele Kosten dadurch vermeidbar sind, dass die Informationen nur in einer Stelle zusammenlaufen, es keine Fehl- oder Doppeldiagnosen gibt, Medikamente nicht doppelt und dreifach verschrieben werden, wird schnell klar, dass der Weg nur so beschritten werden kann.
Ich hätte gerne eine Electronic Health Record, meine persönliche elektronische Krankenakte, auf die ich bei Bedarf jeden einzelnen Therapeuten zugreifen lassen könnte. Damit könnte jede einzelne Profession Einblick bekommen, was genau an Untersuchungen gelaufen ist, welche Befunde bereits vorliegen und wie die Blutwerte im Verlauf gewesen sind und welche Handlungsempfehlungen gegeben worden sind. Das hat nicht nur etwas mit dem Vier- bzw. Sechs- oder Mehraugen-Prinzip zu tun, sondern spiegelt eine ganzheitliche Sicht- und Herangehensweise wider. Fast jede Erkrankung, fast jedes Problem muss systemisch betrachtet werden. Und so sollte auch die Behandlung systemisch durchgeführt werden. Und jeder Arzt war bisher dankbar, dass ich ihm die Blutwerte ganz genau vorlegen konnte und er nicht unklare oder falsche Informationen bekommen hat.
Einsatzorte und Funktionen von Health Apps
Wenn ich überlege, wie viel Zeit ich sparen könnte, wenn ich mir meine Überweisungen nicht ständig holen müsste. Wenn ich irgendeine Möglichkeit hätte, das effizienter zu gestalten. Die Praxis öffnet um 7.45 Uhr. Es gibt eine Mittagspause und nur 2 Nachmittage in der sie nachmittags geöffnet hat. Da lob ich mir das gute alte Ambulatorium. Wer, der normal berufstätig ist möchte bzw. kann sich diesen Öffnungszeiten beugen? In unserem Gesundheitssystem ist es leider noch nicht üblich, die Öffnungszeiten der Arztpraxen an die Arbeitszeiten der meisten Bürger anzupassen. Und wenn dies noch nicht möglich ist, warum gibt es keine Tele-Sprechstunde. Wenn ich meinen Arzt anrufe, dann ruft er in der Regel zurück und wir finden einen Weg bzw. er beantwortet meine Fragen. Aber am Ende muss ich immer wieder vorbei fahren, mir Rezepte oder Überweisungen abholen. Was war die zeit schön, als mir das erspart war. Aber gut, es ist nun mal leider so, dass ich das Gefühl habe, als Gebrauhtwagen durch die Gegend zu laufen und ein paar Reparaturen durchführen lassen zu müssen. Mein schönes Auto. Aber warum kann man dies nicht elektronisch regeln? Ich möchte mein Leben nicht nach einer Krankheit ausrichten. Meiner Meinung nach, sollte sich das Gesundheitswesen noch stärker als Dienstleistungssektor begreifen. Sicher könnte man jetzt argumentieren, das Übel der jetzigen Gesellschaft ist genau das. Streben nach Individualität, sich nicht Öffnungszeiten bzw. Mittagspausen in diesem Fall von Arztpraxen unterordnen wollen und eben viel und lange zu arbeiten und dabei fast immer ansprechbar. Aber gut, derjenige der so argumentiert, gehört für mich ganz woanders hin. Wir haben uns verändert und wir leben in einer sich ständig verändernden Umgebung. Sind wir, die so leben nun die Vorreiter, die für die anderen, die noch etwas verunsichert in ihrer Komfortzone leben, nach Try and Error eine Welt schaffen, die bald für jeden Normalität sein wird oder sind wir die, die ausbrechen und ganz andere Wege gehen? Versuchen Sie, die Welt, wie sie sich verändert einmal anzuhalten. Wenn sie stark sind, dann schaffen sie es. Und dann spüren sie die Ruhe. Sind sie schwach, so überrollt sie das Ganze. Mein Vorschlag – springen Sie beiseite. Machen sie den Weg frei. Sie müssen dann allerdings mit an sehen, dass die jenigen, denen sie klarmachen wollen, dass es alles andere als sinnvoll ist, so individuell zu leben, sie gar nicht mehr hören, weil sie schon wieder ganz woanders sind. In meinem Fall schon wieder im Büro.
Das Smartphone als das Krankenhaus
In der Hosentasche oder aber als moderne Schaltzentrale empfinde ich als extrem hilfreich. Schön wäre es, wenn es applikationsgestützt möglich wäre, meine komplette Behandlung elektronisch zu steuern. Das fängt damit an, dass all meine Arztbesuche elektronisch vereinbart und mir mitgeteilt werden. Ich mir die Untersuchungsergebnisse ebenfalls elektronisch zugestellt werden. Sinnvoll wäre auch eine App, die mir alles anzeigt, was ich in Zusammenhang mit der Erkrankung berücksichtigen muss. Das fängt mit Dingen an, die ich mit meiner Krankenkasse klären muss. Worauf muss ich achten? Welche Fachärzte muss ich kontaktieren? Macht vieleicht eine Magenspiegelung Sinn? Welche Fragen muss ich dem einzlenen Arzt stellen? Nicht falsch verstehen, es soll nicht darauf hinauslaufen, dass ich nur noch elektronisch kommuniziere. Ich möchte schon mit meinem Arzt sprechen und mir von ihm die Dinge erklären lassen. Aber ich möchte in der Aufregung nicht die Hälfte vergessen und wenn ich dann wieder zuhasue bin, mich daran erinnern und später erneut vorstellig werden. Auch Tipps rund um Alltag und Beruf fände ich hilfreich. Ich jedenfalls kann mir schönere Dinge vorstellen, die ich in meiner Freizeit mache, als mir alle Informationen mühselig im Internet zusammenzusuchen und immer wieder widersprüchlichen Empfehlungen zu finden.
Ich hoffe, dass sich Anwendungen wie die elektronische Patientenakte, Applikationen, die medizinische Behandlungen via Terminkalender, Terminvergabe, Reminderfunktionen so schnell wie möglich auf dem deutschen Markt durchsetzen.
Gerne stelle ich mich als Testperson für solchen Systeme zur Verfügung. Anfragen bitte via Email.
Ein sehr guter Artikel! Ich finde es erstaunlich, dass Patienten nicht automatisch ihre Befunde, Röntgenkopien und Laborwerte in die Hand gedrückt bekommen, um zu Hause immer ihre Untersuchungsergebnisse bei sich zu haben. In Südafrika sei das gang und gäbe, erzählte mir ein Arzt.
Hierzulande sitzt man stundenlang im Wartezimmer, lässt sich untersuchen und Blut abnehmen und dann heißt es: „Wir rufen an, wenn etwas nicht stimmt.“ Der Patient möchte doch ein Feedback haben! Das fehlt ihm allzu oft.
Und was dem Patienten auch fehlt, ist der gute alte Hausarzt, der Erfahrung hat, der seine Patienten kennt und sich Zeit nehmen kann. So muss man dann nicht wegen Schulterschmerzen direkt zum Orthopäden, sondern kann sich bei einem vertrauten Hausarzt auch mal einfach mit der Diagnose „Frozen Shoulder“ zufriedengeben.
Manchmal denke ich bei verschiedenen Beschwerden: „Zu welchem Arzt gehste denn jetzt am besten?“ Wir haben so eine Spezialisierung, Diversifizierung und „Fachärzterei“, dass ich selbst manchmal überlegen muss, wohin meine Beschwerden denn nun gehören, obwohl ich selbst Ärztin bin. Ich weiß, welche Untersuchungen ich gerne hätte, was ich abklären lassen müsste und würde mir eine Stelle wünschen, an der alle meine Fragen gleichzeitig beantwortet werden könnten (den guten alten Hausarzt eben). Dann denke ich aber, was das für eine Rennerei wäre, zu welchen Fachärzten ich gehen müsste und beschließe dann, abzuwarten – meistens hilft’s 😉
Viele Grüße
Dr. med. Dunja Voos
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Sie haben auch mit diesem Artikel vollkommen Recht: Die elektronische Patientenakte (im Besitz des Patienten!) wäre m.E. der Schlüssel zu allem weiteren. Denn dann gehören dem Patienten die Daten, er kann leichter eine Zweitmeinung einholen, hat vollständige und vor allem strukturierte Daten. Auf diesen könnten Apps aufsetzen und ihn durchs Gesundheitssystem leiten, bei der Diagnosefindung helfen, Leitlinien finden, individuelle persönlich zugeschnittene Gesundheitsinformationen erstellen usw.
Ja, man könnte sogar auf Basis dieser Daten neues Medizinisches Wissen generieren…
Daran haben aber die Beteiligten mit Lobby im Gesundheitswesen (Ärzte, Krankenkassen, Industrie) kein Interesse, nur der Patient, der keine Lobby hat (und sich im Gesundfall ungerne mit dem Ernstfall beschäftigt und im Krankheitsfall genügend zu tun hat und im Gesundungsfall froh ist, wenn er da nochmal heil rausgekommen ist).
Es könnte auch der Anfang von echter Transparenz sein: Die Ärzte aber auch Krankenhäuser verlören die Datenhoheit (und Behandlungsfehler oder schlechte Medizin könnten offensichtlich werden und dazu führen, dass diese Ärzte/Krankenhäuser (gilt natürlich auch für andere Behandler im Gesundheitswesen) ihre Patienten verlören und vieles mehr).
Das ist der eine Punkt, der andere Punkt ist die Finanzierung: Die Entwicklung eines solchen Systems, das so viele Paradigmen ändern würde, ist schwierig und kostenintensiv und richtig funktionieren würde es nur, wenn sich sehr viele Patienten darauf einließen, dazu wird es aufgrund des Datenschutzes ungeheuer kompliziert und es bräuchte ein Bewußtsein und den Willen seitens der Patienten.
Nicht umsonst haben sich Schwergewichte wie Google (Google Health), Microsoft (Healthvault) nach euphorischem Start wieder aus diesem „Geschäft“ (das keines war) zurückgezogen. Die ICW (einstmals großer (auch ideeller) Verfechter der Patientenakte) hat diese Idee (nach vielen verbrannten Euros) zugunsten von „Krankenhaussystemen“ aufgegeben und die Compugroup ihren Patientenvorstoß auch wieder zugunsten des Arztes aufgegeben.
Wobei alle diese den Fokus meiner Meinung nach auch viel zu sehr auf die Verwaltung der Daten gelegt haben und nicht darauf, was man mit diesen Daten dann machen kann.
Ein Projekt wie http://www.epihelp.de hat inhaltlich vieles richtig gemacht, schafft es aber nicht die Finanzierung aufzutreiben, um die guten Ansätze in die Breite zu entwickeln und wird vermutlich wieder verschwinden…
Vielleicht bringt mHealth und das Datenlogging (Bewegungsdaten, Fitnessensoren, Gewicht, Blutdruck, usw.) nochmals die Bewegung voran, ein schlüssiges Gesamtkonzept ist derzeit allerdings noch nicht in Sicht.
Vermutlich müssen erstmal Bürger und Patienten ein Bewußtsein dafür entwickeln, dass unser Gesundheitssystem keinesfalls das Beste der Welt ist, geschweige denn denn das Bestmögliche.
Dazu müsste man sich als Bürger und Patienten aber organisieren und die „Macht der Masse“ in die Waagschale werfen, damit man dem Lobbyismus der anderen Interessengruppen etwas Ausgleichendes entgegensetzen kann. Und dass man der „Fragmentierung des Gesundheitswesens“ eine ganzheitliche Sicht vom Patienten her entgegensetzen kann.
Eben etwas ganz Neues 😉
Viele Grüsse
Michael Hägele
I’d have to go along with with you one this subject. Which is not something I usually do! I enjoy reading a post that will make people think. Also, thanks for allowing me to speak my mind!
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